Jedes Jahr zur gleichen Zeit bilden sich in der Region vom Südafrikanischen Ostkap riesige Sardinenschwärme, welche sich entlang der Ostküste empor arbeiten bis in die Region von Durban. Diese Sardinenschwärme ziehen alle Arten von Jägern an, seien es Haie, Delfine, Wale, Seelöwen, Pinguine oder Seevögel.

Um dieses Naturspektakel zu erleben, bin ich nach Port Elizabeth gereist und habe 12 aufregende Tage bei Expert Tours erlebt.

Im Grundsatz funktioniert das Ganze so, dass man sich morgens jeweils mit dem motorisierten Hartkielschlauchboot auf’s Meer begibt und je nach Wind, Wellen und Wetter ins offene Meer fährt oder in geschützteren Gewässern bleibt. Immer auf der Suche nach Aktivität. Sprich Seevögel, die ins Wasser stechen, Wale, die blasen oder Rückenflossen, die aus dem Wasser ragen. Hat man Aktivität gefunden, nähert man sich dem Getümmel und begibt sich möglichst ruhig ins Wasser, um dann schnorchelnd oder tauchend zuzusehen. Wenn man viel Glück hat, erwischt man dabei einen Baitball, in welchen von oben die Vögel und von unten die Delfine, Haie und Wale schiessen. Ein Baitball ist eine Ansammlung von vielen Sardinen, die sich zu einer grossen Kugel formieren.

Leider war während meines Aufenthalts etwas der Wurm drin und so gab es während der ganzen Zeit neben viel Wind und etwas Niederschlag vor allem rot bzw. braun gefärbte Strömungen, welche es verunmöglichten, an gewissen Orten ins Wasser zu gehen bzw. etwas zu sehen, wäre man dennoch ins Wasser gegangen. Grund dafür war die „Red Tide„. Es ist Expert Tours hoch anzurechnen, dass wir dennoch jeden Tag ausfuhren und jeweils versuchten, das Beste rauszuholen. Und wie es im echten Leben spielt, war es auch auf dieser Tour: wer hart arbeitet, wird belohnt. Wir hatten am 9. von 12 Tagen das Glück, 2 Stunden lang Orcas ums Boot zu haben, welche zunächst noch 2 Delfine gejagt, erlegt und gefressen hatten und danach immer wieder ans Boot kamen und dieses bzw. uns inspizierten:

Unter den gegebenen Umständen zu den insgesamt 7 Orcas ins Wasser zu steigen, wäre zu riskant gewesen, da sie offensichtlich im Jagdfieber waren. Wir konnten allerdings jeweils die Kameras ins Wasser halten, wenn sich die Tiere dem Boot näherten und auf gut Glück abknipsen. So entstand dieses Bild vom grössten Tier der Gruppe. Ein Bulle von knapp 10m Länge mit einer gigantisch grossen Rückenflosse:

Rainer Schimpf von Expert Tours hielt diese Szene aus einer anderen Perspektive fest. Die Kamera, die im Wasser hängt, ist meine, wobei genau in diesem Moment obiges Bild entstand.

Für die Common Dolphins, welche i.d.R. die meisten Jäger bei entsprechenden Sardinenschwärmen stellen, mussten wir noch etwas länger warten: wir hatten für den 5. Tag frühmorgens kurzfristig einen Flug mit einem einmotorigen Kleinflieger gebucht, um zu sehen, wo die Tiere sich aufhalten:

Aus der Luft sahen wir dann auch sofort, was wir auch im Wasser sehen wollten: einen Baitball mit Delfinen, Vögeln und Walen. Zurück an Land und sofort im Wasser konnten wir den Baitball bzw. die versammelten Tiere trotz GPS-Koordinaten aber leider nicht mehr finden, da sich das Ganze aufgelöst hatte. Und so mussten wir uns bis zum letzten Tag gedulden, um dann doch noch eine Schule Common Dolphins zu sehen. Wir haben die ca. 70 Tiere während 3 Stunden auf ihrer Wanderung begleitet. Die Dynamik und Eleganz dieser Tiere ist kaum zu toppen!

Glücklicherweise gibt es in Port Elizabeth nicht nur den Sardine Run, sondern auch das eine oder andere Riff und so tauchten wir je nach Red Tide jeweils diejenigen Riffe an, die eine möglichst anständige Sicht hatten. Die Wassertemperaturen gingen runter bis auf 13°C, was gerade noch genug für die Sandtigerhaie war, die wir bei jedem unserer 5 Tauchgänge sehen konnten (der arme Kerl auf dem Bild hat einen Haken im Mund, wurde aber immerhin wieder freigelassen von den Fischern):

Nebst dem Programm auf/unter Wasser gibt es in Port Elizabeth auch sonst vieles zu sehen und so waren wir an Tagen mit besonders viel Seegang in Tierparks wie dem Addo Elephant Park oder dem Kragga Kamma Game Park, wo es das Eine oder Andere Landtier Afrikas zu sehen gibt:

Auch landschaftlich ist Port Elizabeth sehr schön und bietet entlang der Küste menschenleere Strände und Buchten:

Als eine der grösseren Städte Südafrikas bietet Port Elizabeth auch kulinarisch Vieles. Ich habe hier vom Kudu-Filet über Mexikanisch bis hin zum Sushi alles gehabt. Meine dringendste Empfehlung ist das Kudu-Filet im Sticky Fingers. Auf dem offenen Grill zubereitet. Lekker!

Zusammenfassend kann ich einen Besuch in Port Elizabeth und bei Expert Tours nur empfehlen. Das waren spassige 12 Tage, auch wenn nicht genau das dabei rauskam, was ich mir im Vorfeld vorgestellt hatte. Die Natur tanzt nun mal nicht nach der eigenen Pfeife aber bietet auch so immer Spannendes. Herzliche Grüsse und vielen Dank nochmals an Silke und Rainer, Ihr habt gerockt! 🤘