Entlang der Küste der False Bay bei Kapstadt liegen viele kleine Ortschaften mit eher mediterranem als südafrikanischem Charakter und auf den Speisekarten der Restaurants stehen Fisch und Meeresfrüchte sinngemäss immer zu oberst. Um diese Gegend mit all seinen Facetten zu erleben aber vor allem auch, um die False Bay zu betauchen, bin ich für eine Woche nach Simon’s Town gereist.
Tauchen in der False Bay
Mir war im Vorfeld klar, dass mich in der False Bay kaltes Wasser erwarten würde, dachte aber auch, dass die Sicht jeweils nicht mehr als 5-6m hergeben und es ausser ein paar kleineren Haiarten, Südafrikanischen Seebären und Kelpwäldern nicht viel mehr zu sehen geben würde. Dass ich mit meiner Einschätzung der Sicht und der Tierwelt falsch lag, wurde schon beim ersten Tauchgang klar. Die Sichtweite betrug während meinen Tauchgängen am schlechtesten Tag ca. 10 und am besten Tag rund 20m. Ausserdem war die Artenvielfalt überraschend gross und vor allem auch sehr bunt. In der False Bay wimmelt es nebst dem Erwarteten vor allem von Nacktschnecken, Krustentieren und Rifffischen aller Grössen und Farben. Auch gibt es viele Weichkorallen, haufenweise Seesterne unterschiedlicher Art sowie viele bunte Seeigel. Und dies bei durchschnittlich frischen 12°C Wassertemperatur 😬.
Das Highlight aus taucherischer Sicht waren 2 Tauchgänge am Seal Rock, auf welchem Südafrikanische Seebären hausen. Die Tiere sind sehr verspielt und neugierig und kommen sehr nahe heran. Schaut man nur zu und bewegt sich nicht, sind sie schnell gelangweilt und machen sich wieder davon. Folgt man aber ihrem Tanz und versucht, sich möglichst gleich intensiv zu bewegen, bleiben sie lange nah, was unglaublich viel Spass macht:
Die Gewässer von Kapstadt bis Port Elizabeth entlang der südafrikanischen Südküste beheimaten ein paar endemische Grundhaie, wovon ich in der False Bay zwar mehr gesehen habe aber nur diese beiden anständig fotografieren konnte:
Pyjamahai oder Gestreifter Katzenhai
Verbringt tagsüber die meiste Zeit ruhend in Höhlen, Spalten oder anderen Verstecken und begibt sich nachts auf die Jagd nach Fischen und Tintenfischen.
Puffotter-Katzenhai
Eine mit nur bis zu 60cm sehr kleine Haiart. Wenn Gefahr droht, ringelt sich der Hai ein und verdeckt seine Augen mit seiner Schwanzflosse. Aus diesem Grund wird er auf englisch auch als «Shyshark» bezeichnet. Der Name bezieht sich auf die Ähnlichkeit mit dem Muster der hoch giftigen und in Afrika weit verbreiteten Puffotter (Vipernart).
Die Farbenpracht der Unterwasserwelt der False Bay ist erstaunlich. Die schönsten Riffbewohner, die ich finden konnte, habe ich selbstverständlich auch abgelichtet:
Fleet Klipfish
Es gibt sehr viele unterschiedliche Klipfishes, jedoch sind viele davon nicht besonders bunt. Der kleine Fleet Klipfish, der nicht grösser als 7cm wird, erinnert stark an die farbigen Büschelbarsche der tropischen Meere.
Gas Flame Nudibranch
Diese Nacktschneckenart gibt es nur an der Südküste Südafrikas. Es gibt sie in blau und gelb, wobei ich beide fotografieren konnte:
Hunchback Amphipods
Amphipods sind Flohkrebse. I.d.R. handelt es sich um sehr kleine Tiere, die man gar nicht sieht, ohne genau hinzusehen. Zudem sind sie oft nur einfarbig und dadurch eher unscheinbar. Hunchback Amphipods (sinngemäss übersetzt: Buckliger Flohkrebs) sind zwar mit max. 5mm Grösse sehr klein aber keinesfalls unscheinbar:
Cape Rock Lobster oder West Coast Rock Lobster
Am Tauchplatz „Whittle Rock“, der sich mitten in der False Bay befindet, habe ich mich beim Abtauchen auf 25m sofort über ein paar Lobster gefreut, in der Annahme, dass es davon nicht viele zu sehen gibt. Dieses Riff war allerdings förmlich übersät mit diesen Krustentieren. Ich muss in diesem Tauchgang hunderte davon gesehen haben:
Common Octopus bzw. Gemeiner Krake
Ein kleiner Common Octopus sucht Schutz inmitten bunter, stacheliger Seeigel:
Neben der faszinierenden Tierwelt der False Bay sind es vor allem die Kelpwälder, welche die Tauchgänge in dieser Gegend zu einem besonderen Vergnügen machen:
Boulders Beach
In Simon’s Town befindet sich der Boulders Beach, ein kleiner Strand mit riesigen Steinblöcken, an welchem eine geschützte Kolonie von ca. 3000 Brillenpinguinen lebt (auf englisch African Penguins). Von verschiedenen Terrassen aus lassen sich die Tiere beobachten und an einem kleinen Strandabschnitt kommt man ganz nahe an die neugierigen, an Land tolpatschigen und im Wasser sehr flinken Tiere heran 🐧:
Aufgrund verschiedener Bedrohungen menschlichen Ursprungs ist diese nur an der südafrikanischen Südküste beheimatete Rasse leider bedroht (früher noch Jagd, Öl-Lecke, Überfischung ihrer Nahrung durch industrielle Fischerei). Glücklicherweise ist man sich dessen bewusst und hat in jüngerer Zeit Schutzzonen in den Gegenden eingerichtet, wo die Tiere leben. Es darf dort nicht mehr gefischt werden und auch der Bootsverkehr wird reguliert.
Landschaftliche Highlights rund um Kapstadt
Rund um Kapstadt gibt es landschaftlich viel zu sehen und erleben. Von breiten, schönen Sandstränden über schöne Passstrassen bis hin zum Tafelberg und Lion’s Head von Kapstadt.
Cape Point und Cape Of Good Hope (Kap der guten Hoffnung)
Der südlichste Punkt von Afrika ist das Kap der guten Hoffnung. Nur ein paar hundert Meter daneben liegt der Cape Point, von wo aus man eine wunderbare 360° Sicht auf die False Bay (links im Bild) und den Atlantik (rechts im Bild) hat:
Auch vom Cape Of Good Hope aus hat man eine atemberaubende Rundumsicht:
Table Mountain (Tafelberg) und Lion’s Head
Auf dem Tafelberg, dem Wahrzeichen Kapstadts, kann man einen ca. 1.5-stündigen Rundgang machen und sieht je nach Position auf die Stadt, die Nachbarsorte sowie die beiden Ozeane. Im Südosten des Rundgangs befindet sich der Maclear’s Beacon, von wo aus man eine fantastische 360° Aussicht geniessen kann:
Etwas näher bei der Cable Car Station – es führt eine Gondel auf den Tafelberg, selbstverständlich könnte man aber auch rauf wandern – sieht man gut auf die Stadt und den Lion’s Head, dem zweiten markanten Wahrzeichen Kapstadts (die Ähnlichkeit mit der Form eines Löwenkopfes gab diesem Berg seinen Namen):
Vom Lion’s Head selber, auf den eine ca. 45-minütige Wanderung führt, sieht man auf die Stadt (links), den Tafelberg (Mitte) und den etwas nobleren Stadtteil Camps Bay (rechts):
Chapmans Peak Drive
Zwischen Hout Bay und Noordhoek verläuft eine erhöhte Küstenstrasse mit schroffen Felswänden auf der einen und dem Atlantik auf der anderen Seite. Auf der kurvigen Fahrt gibt es immer wieder Möglichkeiten, zu parkieren und den Ausblick zu geniessen. Eine Fahrt auf dieser Strecke sollte man sich nicht entgehen lassen:
Ich bin von deinen Fotos fasziniert. Da ist ein echter Profi am Werk!
Sehr eindrücklich und macht Lust auf mehr.
Die Tierwelt, ob Unterwasser oder an Land, hält immer wieder erstaunliches jeglicher Art für uns bereit, jedoch nur wenn wir uns dafür Zeit nehmen und bewusst beobachten.
Danke Olivier! Du hast recht, es ist unglaublich, was die Natur zu bieten hat. Wenn doch nur alle so denken würden, gäbe es viele Probleme weniger. Es ist teilweise haarsträubend, was man für Geschichten erfährt von den Locals. Viele Tiersichtungen, die noch vor nicht allzu langer Zeit an der Tagesordnung waren, sieht man heute kaum noch. Der Mensch ist generell gesprochen leider schon ein sehr komisches Tier…